Dr. Dirk Schulze-Berge, Dr. Martina Dürbeck-Günther - Fachärzte für Augenheilkunde

Dr. Dirk Schulze-Berge, Dr. Martina Dürbeck-Günther

Fachärzte für Augenheilkunde

Weitere Augenerkrankungen von A bis Z

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die häufigsten Augen-Erkrankungen geben: dieser Überblick erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Erkrankungen der Lider

Basaliom (Basalzellkarzinom)
Das Basaliom ist der häufigste maligne (= bösartige) Tumor der Augenlider (90%). Er wächst nur sehr langsam und befindet sich meist auf der sonnenexponierten Seite des Ober - oder Unterlids, meist im inneren Lidwinkel. Das Basaliom streut im Regelfall keine Metastasen.
Blepharitis
Unter einer Blepharitis versteht man Lidentzündungen, die unterschiedliche Ursachen aufweisen können. Neben einer infektiösen oder allergischen Ursache kann auch eine zu trockene, ekzematöse Haut zur der Entzündung des Gewebes im Bereich der Lider führen.
Blepharochalase
Unter Blepharochalase versteht man eine meist beidseitige, alters-bedingte Oberlidveränderung, die aufgrund zunehmender Haut- bzw. Bindehautschwäche zu einem Hautüberschuss mit faltiger, teilweise über die Lidkante herüber ragender Hautfalte führt. Neben dem kosmetischen Aspekt können auch funktionelle Gesichtsfeldeinschränkungen eine operative Korrektur rechtfertigen.
Blepharospasmus
Unter Blepharospasmus versteht man einen in der Regel beidseitigen, meist rezidivierenden Spasmus (Muskelkrampf) des Musculus orbicularis (Ringmuskel um das Auge), der durch den VII. Hirnnerven (Nervus facialis) innerviert wird.
Chalazion
Ein Chalazion ist eine lipogranulomatöse Entzündung der Meibom-Drüsen. Diese befinden sich im Ober- und Unterlid (Lidtarsus) und sind modifizierte Talgdrüsen, dessen Sekret für die Lipidphase des Tränenfilms notwendig ist.
Dermatochalase
Unter diesem Begriff versteht man Altersveränderungen des Oberlids. Durch den Elastizitätsverlust der Haut und der Haltestrukturen kommt es zu: Hautüberschuss und Faltenbildung an Ober- und Unterlid, zum Absinken der oberen Lidfalte mit erschlaffter und überschüssiger Lidhaut, der Ausbildung von Tränensäcken am Unterlid und Wülsten am Oberlid unter der Braue durch Fettgewebsprolaps, dem Absinken der lateralen Braue (= Brauenptosis), Ausbildung von Stirnfalten durch übermäßiges Stirnrunzeln, Erschlaffung der Lidbändchen.
Herpes simplex / Herpes zoster
Eine Herpes simplex und/oder eine Herpes zoster Infektion ist eine virale Entzündung, die zur Blepharitis mit Bildung von charakteristischen Bläschen führen kann. Eine Beteiligung der Binde- und Hornhaut ist nicht zwangsläufig vorhanden, muss aber in jedem Fall ausgeschlossen und rechtzeitig therapiert werden, um Komplikationen zu vermeiden. Da die Viren im Körper persistieren, kann die Blepharitis, je nach Immunsituation des Patienten rezidivieren.
Hordeolum (= Gerstenkorn)
Ein Hordeolum ist eine akute Infektion der Meibom-Drüsen der Lidränder, zumeist aufgrund einer Staphylokokken-Infektion. Diese kann sowohl Richtung Bindehaut (Hordeolum internum), als auch Richtung äußere Lidhaut (Hordeolum externum) verlaufen.
Ektropium
Unter dem Begriff Ektropium versteht man das Auswärtskippen der Lider, zumeist des Unterlids. Das Lid verliert seinen schützenden Kontakt zum Augapfel. Folge sind Entzündungen und rezidivierendes Tränen. Mögliche Ursachen können angeboren, alters-bedingt durch Haut- bzw. Bindehautschwäche oder durch Narbenzug verursacht sein.
Entropium
Ein Entropium ist eine Einwärtswendung des Ober- oder häufiger des Unterlids. Durch diese Lidfehlstellung berühren die Wimpern die Hornhaut, können diese verletzen und Entzündungen verursachen. Mögliche Ursachen können angeboren (kongenital), spastisch, involutionsbedingt oder durch Narbenzug bedingt sein.
Nävus (= Leberfleck)
Im Bereich der Lider können wie auch an allen anderen Körperstellen Haut-Nävi auftreten, die unterschiedliche Erscheinungsbilder aufweisen, in der Regel aber bräunlich pigmentiert sind.
Papillom
Ein Papillom ist eine durch Papilloma-Virus ausgelöste gestielte oder breitbasige Hautwucherung auf dem Lid oder im Bereich des Lidrands.
Ptosis
Unter einer Ptosis versteht man ein Herabhängen des Oberlids, welches durch eine Nervenschädigung oder eine Muskelschwäche des Musculus levator palpebrae (Lidheber) verursacht wird.
Trichiasis
Eine Trichiasis ist eine Fehlstellung und/oder ein Fehlwachsen der Wimpern des Ober- oder Unterlids mit der Folge, dass die Wimpern auf der Hornhautoberfläche scheuern. Dies ist schmerzhaft und kann zu Verletzungen der Hornhaut führen.
Xanthelasma
Unter Xanthelsmen versteht man weiche, gelbliche Fettablagerungen unter der Haut des Ober- oder Unterlids. Diese sind harmlos, stören ggf. kosmetisch und können auf eine Störung des Fettstoffwechsels hindeuten.

Erkrankungen des Tränensystems

Die Tränendrüse liegt unter dem Oberlid im äußeren vorderen Bereich der Augenhöhle und ist für die Produktion der Hautmenge der Tränenflüssigkeit verantwortlich. Die akzessorischen Tränendrüsen liegen im Bereich der gesamten Lidkante und sondern u.a. zusätzliche Bestandteile des Tränenfilms (Muzin- und Lipidschicht) ab.

Die Tränenabflusswege bestehen aus den Tränenpünktchen des Ober- und Unterlids, welche in den Tränensee eintauchen. Diese führen die Tränen über die Canaliculi in den Tränensack, der unter dem inneren Lidbändchen liegt. Von dort führt der Ductus nasolacrimalis die Tränen nach unten in die Nase und endet in der unteren Nasenmuschel.

Während des Lidschlags bewegen die Augenlider die Tränen in Richtung Abflusswege. Man spricht von der Tränenpumpe; deshalb kann man Tränen auch durch heftiges Blinzeln wegdrücken.

Akute Dakryoadenitis (= Entzündung der Tränendrüse)
Eine akute Entzündung der Tränendrüse zeigt sich durch eine paragraphenförmige Schwellung des äußeren Bereichs des Oberlids mit deutlicher Schmerzsymptomatik, ausgeprägter Druckempfindlichkeit und reduziertem Allgemeinbefinden mit Fieber.
Akute Dakryozystitis (= Entzündung des Tränensackes)
Eine akute Entzündung des Tränensackes wird meist durch einen partiellen oder vollständigen Verschluß des Ductus nasolacrimalis (Tränengang vom Auge zur Nase) verursacht. Meist beginnt die Symptomatik mit Tränen (Epiphora) und akut auftretendem Schmerz mit Schwellung, Rötung und starker Druckempfindlickeit über dem Tränensack im Bereich des inneren Lidwinkels.
Chronischer Tränenwegsverschluss
Hierbei handelt es sich um einen chronischen, nicht entzündlichen, teilweisen oder kompletten Verschluss der Tränenwege eines Auges, entweder eines isolierten Tränenkanälchens oder des weiterführenden Tränenkanals (=Ductus nasolacrimalis). Eine Tränenwegs-Spülung und ggf. eine Bild gebende Diagnostik kann die Lokalisation genauer eingrenzen. Symptomatisch bemerkt der Patient ein chronisches Tränen (Epiphora) ohne Schmerzsymptomatik. Bei längerem Bestehen kann sich der Befund infizieren und eine akute Dakryozystitis entwickeln.

Das trockene Auge (Sicca-Syndrom = Keratokonjunktivitis sicca)

Der das Auge schützende Tränenfilm besteht aus drei Schichten:

  • einer äußeren Lipidschicht (Meibom-Drüsen, Zeis-Drüsen)
  • einer mittleren wässrigen Schicht (Tränendrüsen)
  • einer inneren Muzinschicht (Becherzellen der Bindehaut, Henle-Krypten, Manz-Drüsen)

Das trockene Auge ist bedingt durch Veränderungen des Tränenfilms. Diese können sowohl die Zusammensetzung, als auch die Menge des Tränenfilms, meist auch beides in unterschiedlicher Ausprägung betreffen. Typische Symptome sind Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl ("wie Sand im Auge"), ein rezidivierend allgemein gereiztes Auge, teilweise auch verbunden mit häufigem Tränen (Epiphora).

Bestimmte Medikamente vermindern die Menge der Tränenproduktion wie z.B. Betablocker, Parasympathikolytika, Antihistaminika, trizyklische Antidepressiva. Andere wie z.B. Phospholinjodid oder Konservierungsstoffe verändern die Zusammensetzung des Tränenfilms und mindern seine Stabilität.

Beim selteneren Sjögren-Syndrom handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der sich vermutlich Autoantikörper gegen Bestandteile des Drüsengewebes richten und durch eine Entzündung der Haupttränendrüse und der akzessorischen Tränendrüsen zu einer ausgeprägten Minderung der Tränenproduktion führen.

Je nach festgestellter Form der Veränderung besteht die Therapie aus der Gabe von Tränenersatzmitteln. Diese gibt es in unterschiedlichen Zusammensetzungen und verschiedenen Darreichungsformen wie Tropfen, Gels und Salben.

In Einzelfällen kann bei extremer Sicca-Symptomatik zusätzlich ein zeitweiser Verschluss der Tränenwege durch Einsetzen von punctum plugs (speziell angepassten Stöpseln in die Tränenpünktchen) hilfreich sein. Ebenfalls bestehen unterstützend Therapiemöglichkeiten in der Akupunktur.


Erkrankungen der Bindehaut

Akute bakterielle Konjunktivitis (bakterielle Bindehautentzündung)
Grundsätzlich kann eine bakterielle Entzündung der Bindehaut durch sehr viele verschiedene Erreger ausgelöst werden. Meist sind es jedoch Streptokokken oder Staphylokokken. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit dem Sekret (Tröpfcheninfektion), bei einigen Keimen durch Kontakt mit dem Urogenitaltrakt, aber auch durch Weiterleitung von Entzündungen der benachbarten Stirn- und Nasennebenhöhlen (endogene Streuung). Zeichen einer Entzündung sind rote Augen, verklebte Lider und eitrige oder seromuköse Absonderung.
Allergische Konjunktivitis (u.a. Heuschnupfen-Konjunktivitis)
Ursache der Heuschnupfenkonjunktivitis ist eine akute Antigen-Antikörper-Reaktion. Die Antigene sind Allergene in der Luft, gegen die der Körper individuell durch spezielle Antikörper sensibilisiert ist, und die bei Kontakt reagieren (akute allergische Reaktion). Dabei werden durch die Mastzellen im Blut Histamine ausgeschüttet, die zu den typischen allergischen Symptomen (geschwollenes, gerötetes und juckendes Auge mit wässrigem Sekret, meist verbunden mit Niesen und Naselaufen) führen. Die allergische Konjunktivitis tritt häufig saisonal auf, vor allem im Frühsommer, wenn Gräser, Bäume, Blumen und Kräuter anfangen zu blühen, aber auch je nach Sensibilisierung im Spätsommer beim Blühen von z.B. Getreide. Ebenfalls können bei individueller Disposition diverse Kontaktstoffe, wie Zitrusfrüchte, Insektenstiche, Duftstoffe, Kosmetika, chemische Stoffe, etc. zu einer ebenfalls akuten allergischen Reaktion führen.
Einschlußkonjunktivitis des Erwachsenen
Diese Entzündung wird durch Chlamydien, einen intrazellulären Parasiten, verursacht. Es handelt sich meist um eine Allgemeinerkrankung mit z.B. okulärem und genitalem Schwerpunkt, selten besteht nur eine okuläre Konjunktivitis. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit infiziertem Tränensekret, aber auch in Schwimmbädern und durch sexuelle Aktivität. Das Auge sondert mukopurulentes Sekret ab, ist gerötet und die periaurikulären Lymphknoten sind geschwollen. Häufig ist der Beginn einseitig. Wichtig ist, neben einer Lokal- auch eine systemische Therapie durchzuführen und immer den Sexualpartner in die Behandlung einzubeziehen.
Keratokonjunktivitis epidemica
Erreger dieser sehr ansteckenden Bindehautentzündung sind Viren, das Adenovirus 8 und 19. Man infiziert sich neben direktem Kontakt auch über Kontakt mit den Händen beim Händeschütteln, gemeinsames Benutzen von Handtüchern, aber auch durch Berühren von Wasserhähnen und Türklinken. Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome, beträgt 8-9 Tage. Meist kommt es plötzlich und heftig zum Augentränen, der Augapfel schmerzt und es besteht ein Fremdkörpergefühl. Der innere Augenwinkel ist geschwollen, häufig sind die periaurikulären Lymphknoten geschwollen und schmerzhaft, das Kauen und insbesondere das Gähnen ist schmerzhaft. Häufig ist das zweite Auge nach ein paar Tagen ebenfalls befallen. Bis zu 25 % der betroffenen Patienten entwickeln subepitheliale Trübungen der Hornhaut, sogenannte Nummuli, die zu einer Beeinträchtigung der Sehleistung führen können. Diese bilden sich meist zurück, der Prozess kann aber Monate dauern. Innerhalb des eigenen persönlichen Umfelds ist eine strenge Hygiene unbedingt notwendig, jeglicher Kontakt zu anderen Menschen ist zu unterlassen, um weitere Ansteckung zu vermeiden.
Konjunctivitis durch Herpes-simplex-Viren
Bei der Erstinfektion durch Herpes-simplex Viren kommt es meist zunächst zu einer nicht bemerkten Gingivostomatitis (= Entzündung des Zahnfleischs), einer Lymphadenitis (= Entzündung der Lymphknoten) und/oder einer Konjunktivitis. Bei der Konjunktivitis ist das Auge gerötet, sondert seröses Sekret ab und die periaurikulären Lymphknoten sind geschwollen. Bläschen auf der angrenzenden Lidhaut sind meist auch vorhanden.
Konjunktivitis durch Herpes zoster
Bei Windpocken und Gürtelrose kann es zu Fieber, aufplatzenden Bläschen und nachfolgender Krustenbildung kommen. Das Auge ist gerötet, meist ist das Oberlid stark angeschwollen. In seltenen Fällen kommt es zu einer Beteiligung der Hornhaut und einer entzündlichen intraokulären Beteiligung (Uveitis). Die Beteiligung der Hornhaut bzw. die Uveitis ist gefährlich, da morphologische Schäden resultieren können, die zu irreversiblen Funktionseinbußen führen, so dass neben der lokalen auch eine intensive systemische Therapie erfolgen sollte.
Pingueculum
Dies ist eine gelb-weiße, erhabene Veränderung der Kollagenfasern der Bindehaut, die sich meist nasal in der Lidspalte befindet (= Lidspaltenfleck). Ursache ist vermutlich das UV-Licht, weshalb diese Bindehautveränderung auch vermehrt bei Südeuropäern zu finden ist. Das Pingueculum ist prinzipiell harmlos, kann aber durch rersultierende Benetzungsstörungen oder mechanische Irritationen zu Beschwerden führen. Nur in seltenen Fällen ist eine chirurgische Intervention notwendig.
Pterygium (Flügelfell)
Ein Pterygium ist eine häufig dreieckige Verdoppelung der Bindehaut (Bindehautduplikatur), die meist nasal gelegen ist und auf die Hornhaut vorwächst. Häufig ist das Pterygium bei Menschen vorzufinden, die in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung leben; Wind- und Staubexposition werden auch als mögliche Ursachen angesehen. Es handelt sich um eine gutartige Veränderung. Bei Progredienz in Richtung Hornhautmitte mit resultierender Visusminderung sollte eine operative Entfernung durchgeführt werden.

Erkrankungen der Hornhaut

Erosio corneae (Verletzung der Hornhautoberfläche)
Eine Erosio corneae bezeichnet einen oder mehrere Epitheldefekte der Hornhaut, akut in Folge eines direkten Traumas oder bei Fremdkörperverletzungen, teilweise auch durch das übermäßige Tragen von Kontaktlinsen. Eine Erosio kann auch chronisch rezidivierend bei vorgeschädigter Hornhaut spontan ohne erneut erkennbare Ursache auftreten, meist begünstigt durch zu trockene Augenoberfläche. Die Symptomatik ist gekennzeichnet durch akute Schmerzen und vor allem durch starkes Fremdkörpergefühl mit heftigem Augentränen.
Hornhautdegenerationen
Die große Gruppe der Hornhautdegenerationen bezeichnet Strukturveränderungen (u.a. Narben, umschriebene Trübungen, etc.) in Folge von Hornhaut-Entzündungen, Hornhaut-Infektionen, Traumen, Benetzungsstörungen, aber auch alters-bedingt. Es besteht keine Erbkomponente. Diese Veränderungen können das Zentrum der Hornhaut, aber häufiger die peripheren Randzonen betreffen. Sie treten ein- oder beidäugig auf, stehen oft auch im Zusammenhang mit Allgemeinerkrankungen (z.B. Rheuma). Nicht selten wachsen von der Bindehaut Gefäße in die degenerativen Zonen vor.
Hornhautdystrophien
Unter den Hornhautdystrophien versteht man eine sehr heterogene Gruppe von erblichen Strukturveränderungen der unterschiedlichen Hornhautschichten. Sie können sowohl das Hornhaut-Epithel, das -Stroma und /oder das -Endothel betreffen und in unterschiedlichen Altersgruppen (meist relativ früh im Leben) auftreten. Die Progredienz ist meist langsam über viele Jahre und entwickelt sich im Verlauf letztlich fast immer beidseitig (teilweise größerer Zeitabstand bis zum Auftreten am Partnerauge). Die Morphologie ist in der Regel symmetrisch, meist finden sich im Gegensatz zu den Hornhautdegenerationen keine von der Bindehaut vorgewachsenen Gefäße.
Hornhautinfektionen
Eine Keratitis (infektiöse Hornhautentzündung) kann eigentlich von jedem Erreger ausgelöst werden, besonders gefährdet sind Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. Am häufigsten findet man bakterielle Erreger, wie Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonas und Enterobakterien, aber auch Pilze (Aspergillus, Fusarium, Candida) und häufig Viren (Herpes simplex, Herpes zoster). Zu den Risikopatienten zählen Kontaktlinsenträger, aber auch Patienten nach Traumen oder nach langer Cortisonbehandlung. Bei der Keratitis handelt es sich im Gegensatz zur Konjunktivitis um ein gefährlicheres Krankheitsbild, welches einer intensiven Therapie bedarf, um intraokuläre Komplikationen und größere Hornhautnarbenbildung mit resultierender Sehverschlechterung zu vermeiden.
Keratokonus
Unter einem Keratokonus versteht man eine Vorwölbung der Hornhaut durch eine Strukturänderung des Hornhautstromas mit Minderung der Hornhautdicke, meist im zentralen Hornhautbereich, aber auch nicht selten unsymmetrisch exzentrisch. Der Keratokonus beginnt in der Regel bei jüngeren Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, betrifft meist beide Augen, ist aber häufig unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei Fortschreiten der Erkrankung entsteht ein irregulärer Astigmatismus mit Sehminderung, der sich in der Folge nicht mehr durch eine Brille korrigieren lässt. Die Therapie erfolgt dann durch formstabile Kontaktlinsen, bei deutlich nachgewiesener Progredienz kann eine operative Stabilisierung durch Bestrahlung der Hornhaut (Kollagenvernetzung) durchgeführt werden. In bis zu 2/3 der Fälle kommt der Keratokonus im Verlauf jedoch spontan zum Stillstand. In Extremfällen kann einer Keratoplastik (Hornhautverpflanzung) in Betracht kommen.

Erkrankungen der Sklera und Episklera

Episkleritis
Eine Episkleritis ist eine meist gutartige, häufig rezidivierende Entzündung der episkleralen Schicht, die der Sklera (Lederhaut) im Bereich der Augenhülle aufliegt. Neben einer meist einseitigen, nodulären (knötchenartigen) Form, gibt es auch diffuse Formen, die häufiger beidseitig zu finden sind. Jüngere Patienten, häufiger Frauen, sind betroffen. Die Episkleritis heilt in gering ausgeprägten Formen spontan, sonst unter einer antientzündlichen, lokalen Steroidtherapie rasch ab. Meist tritt die Episkleritis spontan ohne allgemeinmedizinische Grunderkrankung auf, kann aber besonders bei der nodulären Form bzw. bei häufigen Rezidiven mit Allgemeinerkrankungen wie Rheuma, Kollagenosen oder Gicht assoziiert sein.
Skleritis
Eine Skleritis ist eine entzündliche, im Verlauf gewebszerstörende Erkrankung der Sklera (Lederhaut), häufig beidäugig und rezidivierend. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Skleritis ist meist mit Allgemeinerkrankunen wie Kollagenosen, rheumatischen Erkrankungen, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Morbus Behcet, Sarkoidose, Rosazea, Psoriasis, Morbus Raynaud und Morbus Wegener vergesellschaftet. Typisch ist der schleichende Beginn mit einem stechenden, bohrenden Schmerz und extremer Druckempfindlichkeit des Augapfels. Dabei ist die Sklera geschwollen und erscheint bläulich-rot. Je nach Lokalisation des Entzündungsprozesses unterscheidet man eine Skleritis im vorderen Augenbereich (Skleritis anterior) von einer im hinteren Augenabschnitt (Skleritis posterior). Eine Skleritis bedarf immer einer intensiven systemischen, antientzündlichen Therapie, sowie einer internistischen Diagnostik bzw. Mitbehandlung der Grunderkrankung.

Erkrankungen der Uvea - Iris, Ziliarkörper und Choroidea -

Uveitis
Eine Uveitis ist die Entzündung der Uvea, d.h. der Aderhaut (Choroidea), des Ziliarkörpers und/oder der Iris (Regenbogenhaut). Weiter angrenzende Strukturen können mehr oder weniger mit betroffen sein. Man unterscheidet je nach Lokalisation des Schwerpunktes der Entzündung im Bereich der Iris, des Ziliarkörpers oder der Aderhaut eine Uveitis anterior, Uveitis intermedia oder eine Uveitis posterior. Die Ursachen der Uveitis sind sehr heterogen, reichen von unterschiedlichen Infektionserregern, über allgemeine Systemerkrankungen bis zu Störungen des Immunsystems (Autoimmunerkrankungen). Die Symptome sind vielfältig und abhängig von der Ursache und Lokalisation, reichen von subjektiver Beschwerdefreiheit (bei minimaler Ausprägung) bis zum sehr schweren Krankheitsbild mit Verlust der Sehschärfe, starker Schmerzsymptomatik und deutlicher Reduzierung des Allgemeinbefindens. Rezidive kommen besonders häufig bei Uveitiden im Rahmen von Autoimmunerkrankungen, wie z.B. der Uveitis anterior (= Iritis) mit dem positiven Antigen HLA-B 27 (u.a. M. Bechterew) nach unterschiedlich langem beschwerdefreiem Intervall vor. Wichtig ist eine zeitnahe internistische Differentialdiagnose möglicher systemischer Ursachen bzw. der mikrobiologische Nachweis der Erreger, um eine schnelle, gezielte und effektive Therapie, meist auch über einen längeren Zeitraum, durchzuführen.

Erkrankungen des Glaskörpers

Glaskörpertrübungen (Mouches volantes)
Mit zunehmendem Alter verändert sich der Glaskörper physiologisch, es entstehen ausgehend von der homogenen "gelatineartigen" Grundstruktur Verflüssigungszonen und Kondensationen der Glaskörperfibrillen. Diese werfen einen Schatten auf die Netzhaut, so dass man sie als "tanzende Mücken" oder "Fliegen" wahrnimmt. Typischerweise sind diese Symptome bei gutem Licht auf weißem Hintergrund oder beim Blick in den blauen Himmel besonders gut wahrzunehmen, bei Augenbewegungen "schwimmen" sie zeitversetzt mit.
Synchisis scintillans, Asteroide Hyalose
Als Synchisis scintillans bzw. Asteroide Hyalose bezeichnet man eine besondere Form der Glaskörpertrübung in Form von abgelagerten Kristallen (u.a. Cholesterin oder kalziumhaltige Phospholipide) im Glaskörper. Diese bewegen sich wie alle Glaskörpertrübungen zeitversetzt bei Bewegungen des Augapfels mit und sind für das Auge nicht schädlich. Meist nimmt der Patient diese gar nicht oder nur sehr gering wahr, bei der Spaltlampenuntersuchung entsteht für den Augenarzt ein Bild wie in einem Schneegestöber.

Erkrankungen der Netzhaut

Dystrophien der Netzhaut
Die meisten Dystrophien der Netzhaut betreffen die äußeren Netzhautschichten: die Photorezeptoren, das retinale Pigmentepithel und die angrenzende Choriokapillaris. Die Photorezeptoren verwandeln Lichtenergie in einen elekrochemischen Impuls. Erkrankungen der Stäbchen (verantwortlich für das Dämmerungs- und Nachtsehen sowie das periphere Sehen), z.B. die Retinopathia pigmentosa, und Erkrankungen der Zapfen (verantwortlich für die Sensitivität bei heller Beleuchtung, für das Farbensehen und für das zentrale Sehen), z.B. die Makula-Dystrophien, verursachen entsprechend der Funktion unterschiedliche Beschwerdebilder.
Retinopathia pigmentosa (Stäbchen-Zapfen-Dystrophie)
Die Retinopathia pigmentosa ist ein Begriff für eine sehr unterschiedliche Gruppe von Erkrankungen, die alle Nachtblindheit und Gesichtsfeldeinschränkungen in unterschiedlichster Ausprägung aufweisen. Sie ist die häufigste vererbbare Netzhauterkrankung und führt im Gesichtsfeld zu einem ringförmigen Skotom (Flintenrohr-Gesichtsfeld), welches sich im Verlauf langsam nach zentral und peripher ausdehnt. Nach einer Krankheitsdauer von vielen Jahren bleibt meist nur noch zentral eine Rest-Gesichtsfeldinsel bestehen.
Dystrophien der Makula
Die Makula bezeichnet die Stelle des schärfsten Sehens, eine besondere Lokalisation der Netzhaut. Im Gegensatz zur alters-bedingten Makuladegeneration (AMD), die im fortgeschrittenen Alter auftritt, kann die Makula durch verschiedene Dystrophien betroffen sein. Diese sind häufig genetisch verursacht, können Patienten bereits im jugendlichen Alter betreffen, treten je nach Form meist aber zwischen dem 20.-50. Lebensjahr auf. Der Patient bemerkt eine Sehverschlechterung, teilweise mit zentralen Metamorphopsien ("Verzerrtsehen gerader Linien"). In der Regel schreiten sie sehr langsam fort, können aber auch über Jahre unverändert bleiben und betreffen leider meist beide Augen. Zur Gruppe der Makula-Dystrophien gehören u.a. der Morbus Stargardt mit Fundus flavimaculatus, der Morbus Best und familiäre Drusen.
Retinoschisis
Eine Retinoschisis bezeichnet eine Aufspaltung innerhalb der Nervenfaserschichten. Sie kann seltener die Fovea betreffen, ist dann meist genetisch bedingt und führt im 1.-2. Lebensjahrzehnt zu einer Sehschärfenverschlechterung, je nach Subtyp unterschiedlich stark. Viel häufiger ist eine Retinoschisis im Bereich der peripheren Netzhaut zu finden, meist sind beide Augen in unterschiedlicher Ausprägung betroffen. Eine Ursache ist nicht bekannt. Ein Fortschreiten der Retinoschisis ist selten. Meist wird die periphere Retinoschisis als Zufallsbefund ohne subjektive Sehstörungen entdeckt. In sehr seltenen Fällen kann sich aus einer peripheren Retinoschisis eine komplette, alle Netzhautschichten einbeziehende Netzhautablösung (Ablatio) entwickeln, die dann operativ versorgt werden muss.
Netzhautablösung (Ablatio retinae)
Unter einer Netzhautablösung versteht man eine vollständige Abhebung der gesamten sensorischen Netzhaut mit den Photorezeptoren vom retinalen Pigmentepithel. Damit steht die Netzhautablösung im Gegensatz zur peripheren Retinoschisis, bei der die Netzhaut innerhalb der sensorischen Schichten gespalten ist. Die häufigste Ursache für eine Netzhautablösung ist ein Netzhautloch, welches z.B. bei höherer Myopie, nach Unfällen, ausgeprägten Glaskörperveränderungen oder auch als Folge früherer Augenoperationen entstehen kann. Bei dieser "rhegmatogenen" Form der Netzhautablösung dringt durch das Netzhautloch verflüssigter Glaskörper in den subretinalen Raum zwischen Photorezeptorenschicht und retinaler Pigemtepitehlschicht ein und hebt die Netzhaut ab. Seltener tritt eine andere Form der Netzhautablösung ohne Netzhautloch als Folge einer Uveitis oder eines Tumors auf. In diesen Fällen der "serösen" Netzhautablösung wird entzündlich oder tumorös das retinale Pigmentepithel geschädigt, so dass seröse Flüssigkeit aus tieferen Netzhautschichten (Choroidea = Aderhaut) in den subretinalen Raum eindringen kann und die Netzhaut abhebt. Der Patient bemerkt meist primär Lichtblitze und eine deutliche Verstärkung der Glaskörper-Trübungen ("Rußregen, ausgeprägte Wolken, Schneefall"), bei Fortschreiten der Netzhautablösung einen zunehmenden Gesichtsfeldausfall ("herabfallender Vorhang oder aufsteigende Mauer") vor dem betroffenen Auge. Eine Sehverschlechterung ist zunächst nicht unbedingt vorhanden. Eine Netzhautablösung bedarf einer zeitnahen Therapie, im rhegmatogenen Fall operativ, im serösen Fall durch eine gezielte antientzündliche bzw. den Tumor einbeziehende Therapie. Unbehandelt führt die Netzhautablösung zur permanenten Schädigung des Sehvermögens, nicht selten zur Erblindung des betroffenen Auges.

Erkrankungen der Sehnerven

Sehnnervenentzündung (Neuritis n. optici)
Eine Entzündung des Nervus opticus wird primär unterteilt in die Entzündung des Sehnervenkopfes (= Papillitis) oder des hinter dem Auge liegenden Sehnervens (=Retrobulbärneuritis). Neben Infektionen (z.B. Borreliose, Varizellen, Toxoplasmose und anderen Viruserkrankungen) sind entzündliche Systemerkrankungen (z.B. Sarkoidose, Multiple Sklerose) die Hauptursachen der Neuritis n. optici. Betroffen sind meist jüngere Menschen vor dem 40. Lebensjahr. Neben einem Druckgefühl hinter dem Auge, einem Bewegungsschmerz des Auges bemerkt der Patient Gesichtsfeldeinschränkungen und eine plötzliche Visusminderung, die wie "Sehen durch einen Filter" (Kontrastminderung, Entsättigung der Farben) beginnt. Die Diagnose-Sicherung erfolgt meist in Zusammenarbeit mit neurologischen Kollegen durch ein VEP (Ableitung der Nervenleitfunktion = der visuell evozierten Potentiale). Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Neben einer hohen Spontanheilungsrate wird je nach Ausprägungsgrad eine hochdosierte Cortisonstoß-Therapie durchgeführt.
Optikusatrophie
Die Ursachen einer Optikusatrophie sind sehr verschieden. Neben genetisch bedingten Formen sind hier Folgezustände nach Entzündungen und Unfällen, aber auch im Rahmen von Tumorerkrankungen und Durchblutungsstörungen zu erwähnen. Das Glaucom führt ebenfalls zu einer besonderen Form der Optikusatrophie. So wie die Ursachen sehr heterogen sind, sind auch die möglichen Therapieansätze sehr unterschiedlich.

Erkrankungen der Augenmuskel

Jedes Auge verfügt über sechs Augenmuskel, die abhängig von der Augenstellung zum Zeitpunkt der Muskelkontraktion ein Drehmoment erzeugen. Die Drehbewegung eines Auges wird als Duktion, z.B. die Bewegung nach nasal als Adduktion, die nach außen als Abduktion, bezeichnet. Die Drehbewegungen beider Augen werden in konjugierte (=gleich gerichtete) Blickrichtungen, bei der beide Augen in die gleiche Richtung schauen, und disjugierte (=entgegengesetzt gerichtete) Blickbewegungen, wie z.B. bei der Konvergenz-Bewegung, unterteilt. Die Augenmuskeln werden von unterschiedlichen Hirnnerven versorgt, der M. rectus lateralis vom 6. Hirnnerv (N.abducens), der M. obliquus superior vom 4. Hirnnerv (N. trochlearis) und alle anderen Augenmuskeln vom 3. Hirnnerv (N.oculomotorius). Sowohl die cerebrale Steuerung, die weiterleitende Funktion der Hirnnerven und die intakten Augenmuskeln sind notwendig, um beide Augen gezielt auf das Fixationsobjekt auszurichten, es zu verfolgen und eine optische Wahrnehmung in einem "Einfachbild" zu ermöglichen. Fehlsteuerungen in allen Ebenen, Unter- bzw. Überfunktionen und Kontrakturen der Augenmuskeln führen zur Störung dieses sensiblen Systems mit z.B. der Folge von Doppelbildern oder gestörten Blickbewegungen.

Augenmuskelparesen
Bei einer Augenmuskelparese handelt es sich um eine Lähmung eines oder mehrerer Augenmuskeln mit der Folge, dass die beabsichtigte Blickbewegung des Auges nicht durchgeführt werden kann. Da diese Funktion aber am Partnerauge funktioniert, entsteht in der Aktionsrichtung des gelähmten Muskels ein Doppelbild. Der Patient wird zum Ausgleich versuchen entgegengesetzt zur Funktionsrichtung des gelähmten Augenmuskels eine Kopfzwangshaltung einzunehmen und dem Doppelbild auszuweichen. Ursachen für Augenmuskelparesen sind meist cerebrale Durchblutungsstörungen (z.B. Apoplex) oder Schädigungen des Nerven bzw. des Muskels durch Unfälle, Tumoren oder Entzündungen. Dementsprechend ist die Therapie kausal vielfältig. Symptomatisch besteht zur Vermeidung vorübergehender Doppelbilder die Möglichkeit der Occlusion (= Abdecken) des gelähmten Auges mit Pflastern oder Brillenfolien, bei permanenten Doppelbildern die Versorgung mit korrigierenden Prismen oder letztlich auch eine Augenmuskeloperation.
Myositis
Unter einer Myositis versteht man eine Entzündung eines Augenmuskels. Die Ursachen sind bei Einseitigkeit meist idiopathisch, bei Beidseitigkeit oder Rezidiven häufig im Rahmen einer Systemerkrankung (z.B. Sarkoidose, Vaskulitis, Polyarthritis nodosa) zu finden. Die Beschwerden entwickeln sich üblicherweise langsam über Wochen. Neben einer entzündlichen Lidschwellung ist der betroffene Muskel sehr druckschmerzhaft. Jegliche Augenbewegungen schmerzen sehr, so dass eine Schonhaltung eingenommen wird.
Strabismus
Unter Strabismus ("Schielen") versteht man eine sehr heterogene Gruppe der Augenstellungsanomalien, die man grob in konkomitanten (gleicher Schielwinkel in allen Blickrichtungen) oder inkomitanten (unterschiedlicher Schielwinkel in den Blickrichtungen), in latenten (zeitweise auftretenden) oder manifesten (permanent auftretenden) Strabismus unterteilt. Jeder Strabismus ist dadurch gekennzeichnet, dass die Fixationsachsen beider Augen nicht auf den gleichen Fixationspunkt gerichtet sind. Die inkomitanten Schielformen betreffen eher ältere Menschen und sind fast immer durch eine Augenmuskelparese verursacht. Der konkomitante Strabismus ist meist angeboren oder tritt im Kleinkindalter erstmalig auf, kann sich aber seltener auch in jedem Alter entwickeln. Meist handelt es sich um ein Innenschielen (Strab. convergens), beidseitig (alternierend=abwechselnde Fixation R=L) oder einseitig (monolateralis=einseitig abweichende Fixation), oder ein Außenschielen (Strab. divergens). Seltener ist ein Höhenschielen (Strab. vertikalis) oder ein rotatorischer Strabismus. Teilweise sind die Schielformen mit Augenbewegungseinschränkungen und Augenzittern (Nystagmus) kombiniert. Man spricht dann von Schielsyndromen. Im Erwachsenenalter stehen mehr latente Strabismen (Heterophorien) im Vordergrund, die bei visueller Belastung nur noch grenzwertig unter Beschwerden kompensiert werden und letztlich auch zeitweise in einen manifesten Strabismus dekompensieren können. Im Kindesalter ist die frühest mögliche Diagnosestellung notwendig, um durch eine rechtzeitige, entsprechend individuell abgestimmte Therapie (Brillenkorrektur, Occlusionen, Schulungen und letztlich auch operativ) eine möglichst optimale Korrektur der Augenstellungen zu erreichen. (siehe Sehschule).

Erkrankungen der Orbita (knöcherne Augenhöhle)

Exophthalmus (oder Protrusio bulbi)
Ein Exophthalmus ist ein Hervortreten des Augapfels unterschiedlichster Ursache, am häufigsten verursacht durch Entzündungen, Traumen, Tumoren, Gefäßerkrankungen und die endokrine Orbitopathie.
Endokrine Orbitopathie
Die endokrine Orbitopathie ist eine die Augen betreffende Autoimmunerkrankung, die sehr häufig (ca. 80 %) mit einer ebenfalls autoimmunbedingten Schilddrüsenüberfunktion (Morbus Basedow) vergesellschaftet ist. Sie kann zeitgleich mit der Schilddrüsenerkrankung, aber auch später unabhängig auftreten. Die endokrine Orbitopathie zählt eigentlich zur Gruppe der Myositis, da primär morphologisch eine Entzündung der Augenmuskeln besteht. Zusätzlich entwickelt sich aber auch eine entzündliche Infiltration des Orbitafettgewebes. Zu den Symptomen zählen ein Hervortreten der Augen (Exophthalmus), meist beidseitig, häufig in unterschiedlicher Ausprägung, eine Oberlid-Retraktion und ein seltener Lidschlag. Neben den Lidern ist die Bindehaut gerötet und chemotisch geschwollen. Je nach Ausprägung ist auch die Augenmotilität betroffen. Therapeutische Maßnahmen sind neben einer optimalen Regulierung der Schilddrüsenwerte eine systemische Cortisontherapie, ggf. eine Bestrahlung der Orbitae, eine benetzende Lokaltherapie und in ausgeprägten Formen zur Vermeidung von Komplikationen eine operative Intervention.

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